Bildvortrag von Bernd Brincken über Bengasi, die Hauptstadt der libyschen Rebellion:
Mittwoch, 1. Juni 2011 um 20:00 im HBC Club (Kino) - ehemaliges ungarisches Kulturinstitut nahe Alexanderplatz, 1. Stock, Karl-Liebknecht-Straße 9 - 10178 Berlin.
Beste Tage
Geschmack der Freiheit - der Aufstand in den arabischen Staaten erschien mir von Beginn an sehr spannend, weil hier offenbar ohne äußeren Anstoß eine politische Bewegung direkt von den Menschen ausgeht.
Im Februar 2011 kontaktierte ich eine Gruppe von Exil-Libyern in Berlin, nahm an Kundgebungen teil, machte Pressearbeit. Mitte April gab es dann die Möglichkeit, an einer Reise von Kairo über Tobruk nach Bengasi teilzunehmen.
Ein Ziel der Fahrt war die Lieferung von Medikamenten nach Bengasi; weiterhin wollten wir aus erster Hand Berichte, Eindrücke und Fotomaterial sammeln, um über die Lage in Libyen hier berichten zu können.
In dem Vortrag gibt es einige kurze Geschichten, die zusammen mit Bildmaterial die Entwicklung des Aufstands und die Motive und Bedingungen der Menschen näher bringen.
Am Ende des Vortrags, der etwa eine Stunde dauert, ist eine Diskussion vorgesehen.
Im Februar 2011 kontaktierte ich eine Gruppe von Exil-Libyern in Berlin, nahm an Kundgebungen teil, machte Pressearbeit. Mitte April gab es dann die Möglichkeit, an einer Reise von Kairo über Tobruk nach Bengasi teilzunehmen.
Ein Ziel der Fahrt war die Lieferung von Medikamenten nach Bengasi; weiterhin wollten wir aus erster Hand Berichte, Eindrücke und Fotomaterial sammeln, um über die Lage in Libyen hier berichten zu können.
In dem Vortrag gibt es einige kurze Geschichten, die zusammen mit Bildmaterial die Entwicklung des Aufstands und die Motive und Bedingungen der Menschen näher bringen.
Am Ende des Vortrags, der etwa eine Stunde dauert, ist eine Diskussion vorgesehen.
"Die besten Tage von Bengasi" spielt auf "Die letzten Tage von Bengasi" an, eine schräge Spiegel-Story von anfang März, wonach der Untergang der Stadt praktisch bereits besiegelt sei.
Medikamenten-Transport
Das Al Jalal Krankenhaus in Bengasi hatte eine Wunschliste aufgestellt, worauf action medeor eine Lieferung zusammengestellt und nach Ägypten gesandt hatte - eine direkte Lieferung nach Bengasi war nicht möglich.
In der Gruppe von vier libysch-deutschen Aktiven und Freunden aus dem Land haben wir diese nach Bengasi begleitet. Begegnung mit der ägyptischen Korruption - Verhandlung mit dem ägyptischen Zoll - eine bürokratische Odyssee - die Frage, für welche Werte man letztlich kämpft - schließlich Übergabe im Krankenhaus.
In der Gruppe von vier libysch-deutschen Aktiven und Freunden aus dem Land haben wir diese nach Bengasi begleitet. Begegnung mit der ägyptischen Korruption - Verhandlung mit dem ägyptischen Zoll - eine bürokratische Odyssee - die Frage, für welche Werte man letztlich kämpft - schließlich Übergabe im Krankenhaus.
Bengasi unter Feuer
Rückblick auf zwei dramatische Monate in der Millionenstadt Bengasi. Am 17. Februar begannen Demonstrationen, inspiriert durch die Aufstände in Tunesien und Ägypten - die aber in Libyen schneller als dort zusammengeschossen wurden.
Eine Garnison schlug sich auf die Seite der Aufstände, wir sehen Bilder von dem hart umkämpften Geheimdienst-Zentrum, dessen Tribüne früher als Kulisse für Gaddafis Reden diente. Die ausgebrannten Gebäude und unterirdischen Gefängniszellen sind zu Symbolen geworden und werden inzwischen von Familien mit Kindern besucht.
Blick auf die zweite Phase der Kämpfe, als die Truppen des Herrschers mitte März mit Panzern und schweren Geschützen an den Rand der Stadt vorrückten. Gaddafi-Soldaten haben selbst den Aufmarsch und den Beschuß der Stadt gefilmt, das Material fiel in die Hände der Rebellen, wir sehen den kilometerlangen Aufmarsch, eine Raketenwerfer-Batterie beim Feuern, Fotos von beschädigten Häusern. Einzelne Panzer sind in die Stadt vorgedrungen, in einer Sequenz fährt ein Panzer planlos zwischen Zivilisten und feuert auf ein Haus.
Am 19. März griffen französische und englische Flugzeuge ein und zerstörten die schweren Waffen; Fotos zeigen die zerstörten Haubitzen und Raketenwerfer.
Eine Garnison schlug sich auf die Seite der Aufstände, wir sehen Bilder von dem hart umkämpften Geheimdienst-Zentrum, dessen Tribüne früher als Kulisse für Gaddafis Reden diente. Die ausgebrannten Gebäude und unterirdischen Gefängniszellen sind zu Symbolen geworden und werden inzwischen von Familien mit Kindern besucht.
Blick auf die zweite Phase der Kämpfe, als die Truppen des Herrschers mitte März mit Panzern und schweren Geschützen an den Rand der Stadt vorrückten. Gaddafi-Soldaten haben selbst den Aufmarsch und den Beschuß der Stadt gefilmt, das Material fiel in die Hände der Rebellen, wir sehen den kilometerlangen Aufmarsch, eine Raketenwerfer-Batterie beim Feuern, Fotos von beschädigten Häusern. Einzelne Panzer sind in die Stadt vorgedrungen, in einer Sequenz fährt ein Panzer planlos zwischen Zivilisten und feuert auf ein Haus.
Am 19. März griffen französische und englische Flugzeuge ein und zerstörten die schweren Waffen; Fotos zeigen die zerstörten Haubitzen und Raketenwerfer.
Stadt und Zivilgesellschaft
Szenen aus dem Stadtleben geben einen Eindruck von der Größe und Weitläufigkeit, der Vielfalt der Baustile und dem Lebensalltag in Bengasi.
Der Platz vor dem Gerichtsgebäude am Hafen hat sich zum Treffpunkt, Informationszentrum und Kundgebungsplatz entwickelt. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die teilweise schon vor dem Aufstand in Libyen agierten - darunter ein Fußballverein - haben Info-Zelte aufgestellt. Wir erfahren von dem Schicksal des Fußballverein "Al Ahly 1947", nachdem dieser einmal im Siegestaumel das falsche Lied sang.
Ein Video-Schwenk über den Platz zeigt das volksfestartige Treiben; eine weitere Sequenz zeigt einen noch etwas ungelenken Aufmarsch von jungen Kämpfern am Gerichtsplatz - auf Befragen zeigt sich: Es ist eine Kundgebung für bessere Ausrüstung.
Wir sehen Wohnsiedlungen, Einkaufsstraßen und die Arbeiten eines Graffiti-Künstlers, über Bilder auf dem Handy des Vaters, und dessen Ende.
Der Platz vor dem Gerichtsgebäude am Hafen hat sich zum Treffpunkt, Informationszentrum und Kundgebungsplatz entwickelt. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die teilweise schon vor dem Aufstand in Libyen agierten - darunter ein Fußballverein - haben Info-Zelte aufgestellt. Wir erfahren von dem Schicksal des Fußballverein "Al Ahly 1947", nachdem dieser einmal im Siegestaumel das falsche Lied sang.
Ein Video-Schwenk über den Platz zeigt das volksfestartige Treiben; eine weitere Sequenz zeigt einen noch etwas ungelenken Aufmarsch von jungen Kämpfern am Gerichtsplatz - auf Befragen zeigt sich: Es ist eine Kundgebung für bessere Ausrüstung.
Wir sehen Wohnsiedlungen, Einkaufsstraßen und die Arbeiten eines Graffiti-Künstlers, über Bilder auf dem Handy des Vaters, und dessen Ende.
Pläne des Diktators
Größere Bauprojekte in Bengasi zeigen, dass Gaddafi durchaus große Pläne für die Stadt und die Region hatte. Ein gewaltiges, noch unbewohntes Neubaugebiet mit 20.000 Einheiten war am Ostrand hochgezogen worden - und wurde von Raketen getroffen. Was würden die neuen Machthaber damit machen? In der Stadt sehen wir den Rohbau des neuen Fußballstadions, Gebäude in futuristischem Baustil, aber auch ein Hochaus, dessen Fenster Gaddafi zumauern liess, aus Angst vor Heckenschützen.
Islam und Alltag
Wer zum ersten Mal ein arabisches Land besucht, erfährt einige einfache Regeln. Die Rolle der Frau, im öffentlichen Raum kaum sichtbar, irrtiert uns, während der Verzicht auf Alkohol und das "Salam" positiv auffallen. Welche Rolle hat das "Allahu Akbar" im Kontext des libyschen Befreiungskampfs? Wie geht der Islam mit der Demokratie zusammen - die immer wieder in Spruchbändern gefordert wird?
Familie und Nation
In persönlichen Begegnungen zeigen sich Familien als eine Grundlage für den Aufstand ebenso wie dessen organisatorische Begrenzung. Der Vetter zeigt ein Maschinengewehr, in einer Garage bereit gehalten; wir folgen einer Einladung zum Essen, und hören den Bericht eines verletzten Kämpfers, der mit seinem Enkel für die Kamera posiert, während der Sohn an der Front kämpft.
Ein libysches Nationalgefühl kristallisiert sich offenbar um Omar Mukhtar, der seinerzeit einen Aufstand gegen die italienische Kolonialherrschaft anführte, der von Gaddafi zitiert und dann im neuen Libyen als Symbolfigur benutzt wurde. Bilder zeigen die Höhlenregion al-Dschabal al-Achdar weiter östlich, wo Mukhtar sich in den 1920ern vor den Italienern versteckt hatte.
Ein libysches Nationalgefühl kristallisiert sich offenbar um Omar Mukhtar, der seinerzeit einen Aufstand gegen die italienische Kolonialherrschaft anführte, der von Gaddafi zitiert und dann im neuen Libyen als Symbolfigur benutzt wurde. Bilder zeigen die Höhlenregion al-Dschabal al-Achdar weiter östlich, wo Mukhtar sich in den 1920ern vor den Italienern versteckt hatte.
Diskussion
Abschließend gibt es die Möglichkeit für Fragen und Gedankenaustausch, ca. 30 Minuten.
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Links
- Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): Libyen nach Gaddafi
- Al Jazeera: The Arab Awakening
- Eurasisches Magazin: Irrtümer der Libyen-Berichterstattung